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v.l.n.r.: Erdkrötenpärchen (J. Fuhrmann), Warnschild und Amphibienschutzzaun an der Bismarckallee, AB; Feuersalamander (beide LBV AB-MIL)
Wenn in feuchten Frühjahrsnächten Ende Februar, Anfang März die Nachttemperaturen die Marke von fünf Grad erreichen, fällt der Startschuss für die Massenwanderungen der Amphibien. Einzeln oder Huckepack streben sie den Gewässern entgegen, in denen sie selbst das Licht des Lebens erblickten. Alle zur gleichen Zeit scheinen sich am Laichgewässer einzufinden. Bereits im Herbst hatten sich die Kröten auf den Weg gemacht. Aus teilweise mehr als drei Kilometern Umkreis zogen sie sich rund um das Laichgewässer zusammen. Den Härten des Winters trotzten sie unterirdisch in Mauselöchern, unter Steinen und Totholz.
Bei günstiger Witterung werden mit dem Start der Krötenwanderung in den ersten zwei Nächten etwa 80 bis 90 Prozent der überlebenden Kröten das Laichgewässer erreichen. Ihre fünf Meter langen Laichschnüre mit 2000 bis 6000 Eiern verankern sie an Pflanzen, toten Ästen und anderen Strukturen am Gewässerboden. Nach der Eiablage, meist Anfang April, beginnt die Rückwanderung in die Sommerlebensräume. Abhängig von der Wassertemperatur schlüpfen die Kaulquappen nach zwei bis vier Wochen. Im Juni/Juli, nach der Metamorphose, verlassen die jungen Kröten das Laichgewässer. Oft als „Froschregen“ wahrgenommen, machen sich Abertausende von Kröten auf den Weg, um neue Lebensräume zu erobern.
Erdkröten ernähren sich von Schnecken, Raupen, Regenwürmern, Tausendfüßlern, Laufkäfern, Spinnen und nachtaktiven Insekten. Sie sind deshalb in Gärten gern gesehene Gäste. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der Bundesartenschutzverordnung sind Erdkröten „besonders geschützt“. Sie dürfen nicht gefangen, verletzt oder getötet werden. Auf ihrer Wanderung stellen Straßen ein kaum überwindbares Hindernis dar. Die wechselwarmen Tiere sind bei den niedrigen Temperaturen nicht in der Lage, diese zügig zu überqueren. Bereits bei einem Verkehrsaufkommen von neun Autos pro Stunde werden mehr als 80 Prozent der Tiere überfahren.
Im Raum Aschaffenburg werden einige Amphibienschutzzäune vom LBV betreut. Schon seit 1994 sammelt die Ortsgruppe Kahl Amphibien ein und rettet jährlich über 2000 Tiere (hauptsächlich Erdkröten). Ähnliche Zahlen gibt es in Blankenbach, wo ebenfalls seit den 90er Jahren gesammelt wird. In Sailauf hat ein Ehrenamtlicher im Jahr 2005 den Aufbau eines Zauns und die Sammlung angestoßen; hier werden im Schnitt 1000 Amphibien gesammelt. Ein weiterer Amphibienschutzzaun befindet sich in Waldmichelbach, wo auf einem kleinen Teilstück der Straße dank einer engagierten Ehrenamtlichen und mehreren Aktiven jährlich rund 2000 Amphibien gesammelt werden. In Wenighösbach sammelt eine selbstorganisierte Gruppe von Krötenfreunden und -freundinnen seit einigen Jahren am Münchhof; seit 2022 sind wir hier unterstützend tätig.
Im Mömbris konnte die Sammlung 2010 eingestellt werden, als dort mit einem festen Amphibienschutzzaun eine dauerhafte Lösung gefunden wurde.
Dies ist nicht überall möglich. In der Stadt Aschaffenburg wandern die wechselwarmen Tiere auf einem breiten Teilstück über die Straße (Lufthof/Fasanerie und Klinikum). Hier teilen sich ca. 10 Personen die tägliche Kontrolle der Sammeleimer am Krötenzaun. Dass der Amphibienschutz auf mehreren Schultern ruht, hat sich im vergangenen Jahr besonders bewährt, als das Wetter sich sehr wechselhaft zeigte und sich die Wanderung statt über zwei bis drei Wochen über acht Wochen hinzog. Neue Helfer*innen sind in allen Gebieten willkommen.
meike.kempermann@lbv.de
Richard Kalkbrenner erzählt, wie die Amphibiensammlung abläuft und warum überhaupt Krötenzäune aufgestellt werden. Ein Film von Peter Baumann aus dem Jahr 2020.