- Wir vor Ort
- Naturschutz
- Mitmachen
- Ratgeber
- Veranstaltungen
Kontakt Amphibienschutz: meike.kempermann@lbv.de
v.l.n.r.: Erdkrötenpärchen (J. Fuhrmann), Warnschild und Amphibienschutzzaun an der Bismarckallee, AB; Feuersalamander (beide LBV AB-MIL)
Wenn in feuchten Frühjahrsnächten Ende Februar, Anfang März die Nachttemperaturen die Marke von fünf Grad erreichen, fällt der Startschuss für die Wanderungen der Amphibien - vor allem die Massenwanderung der Erdkröten ist für den Amphibienschutz relevant. Einzeln oder Huckepack streben die Erdkröten den Gewässern entgegen, in denen sie sich selbst aus Laich entwickelten. Das Konzept von Explosivlaichern wie Grasfrosch oder Erdkröte ist, dass sich alle gleichzeitig am Laichgewässer einfinden, um so die Reproduktion zu sichern. Bereits im Herbst machen sich Kröten aus entfernt liegenden Sommerlebensräumen auf den Weg - bis zu drei Kilometern können sie wandern. Unterwegs überwintern sie in Mauselöchern, unter Steinen und Totholz.
Bei günstiger Witterung werden mit dem Start der Krötenwanderung in den ersten zwei Nächten etwa 80 bis 90 Prozent der Kröten das Laichgewässer erreichen. Ihre fünf Meter langen Laichschnüre mit 2.000 bis 6.000 Eiern verankern sie an Pflanzen, toten Ästen und anderen Strukturen am Gewässerboden. Nach der Laichablage, meist Anfang April, beginnt die Rückwanderung in die Sommerlebensräume. Abhängig von der Wassertemperatur schlüpfen die Kaulquappen nach zwei bis vier Wochen. Im Juni/Juli, nach der Metamorphose, verlassen die jungen Kröten das Laichgewässer. Oft als „Froschregen“ wahrgenommen, machen sich Abertausende von Kröten auf den Weg, um neue Lebensräume zu erobern.
Erdkröten ernähren sich von Schnecken, Raupen, Regenwürmern, Tausendfüßlern, Laufkäfern, Spinnen und nachtaktiven Insekten. Sie sind deshalb in Gärten gern gesehene Gäste. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der Bundesartenschutzverordnung sind Erdkröten „besonders geschützt“. Sie dürfen nicht gefangen, verletzt oder getötet werden. Auf ihrer Wanderung stellen Straßen ein Hindernis dar; werden aber auch von den männlichen Erdkröten wegen der guten Übersicht als "Partnerbörse" genutzt oder zum Aufwärmen auf dem Asphalt. Die auf der Straße oder am Straßenrand sitzenden Tiere werden überfahren oder durch den Strömungsdruck der vorbeifahrenden Autos tödlich verletzt. Tempo 30 würde die Chance für mehr Tiere, die Straße zu queren, erhöhen.
Um den Erdkröten (u.a. Amphibien) eine sichere Anreise zu ihrem Laichgewässer zu gewährleisten, werden Straßen, die Krötenwanderrouten zerschneiden, im Frühjahr mit Amphibienschutzzäunen gesichert. Die Tiere können die Zäune nicht überwinden, laufen an ihnen entlang und fallen in eingegrabene Eimer, die sich entlang der Zäune befinden. Naturschützer und Naturschützerinnen kontrollieren 1-2mal täglich, vor allem morgens, diese Eimer und bringen die Tiere auf die andere Straßenseite. Bei dieser Gelegenheit werden die Tiere gezählt, so dass ziemlich genaue Rückschlüsse über die Population getroffen werden können. Bei Straßenerneuerungen können die Belange der Amphibien mitgedacht werden und ein Leitsystem mit Amphibiendurchlass ("Krötentunnel") in das Straßenbauwerk integriert werden. Das ist auf Dauer günstiger als die jahrzehntelange Betreuung eines Amphibienzauns und kommt auch anderen Tieren (Mäuse, Igel, Laufkäfer) zugute.
Im Raum Aschaffenburg werden einige Amphibienschutzzäune vom LBV betreut. Schon seit 1994 sammelt die Ortsgruppe Kahl an der Staatsstraße 2305 bei Schloss Emmerichshofen Amphibien (hauptsächlich Erdkröten). Auch in Blankenbach wird seit den 90er Jahren gesammelt. In Sailauf hat ein Ehrenamtlicher im Jahr 2005 den Aufbau eines Zauns und die Sammlung angestoßen; hier wurden im Schnitt 1000 Amphibien gesammelt bis die Population in den vergangenen Jahren rapide abnahm. Seit 2025 erfolgt keine Sammlung mehr.
Ein weiterer Amphibienschutzzaun befindet sich in Waldmichelbach, wo auf einem kleinen Teilstück der Straße dank einer engagierten Ehrenamtlichen und mehrerer Aktiven Amphibien gesammelt werden. In Wenighösbach sammelt eine selbstorganisierte Gruppe von Krötenfreunden und -freundinnen seit einigen Jahren am Münchhof; seit 2022 sind wir hier unterstützend tätig. Seit 2024 unterstützen wir das ehrenamtliche Krötenteam in Johannesberg-Steinbach.
Im Mömbris konnte die Sammlung 2010 eingestellt werden, als dort mit einem festen Amphibienschutzzaun eine dauerhafte Lösung gefunden wurde.
Dies ist nicht überall möglich.
In der Stadt Aschaffenburg wanderten die wechselwarmen Tiere auf einem breiten Teilstück über die Straße (Lufthof/Fasanerie und Klinikum). Die Anzahl der wandernden Kröten nahm hier über die Jahre so stark ab, dass 2025 kein Amphibienschutzzaun gestellt wird.
Weitere Amphibienschutzzäune befinden sich z.B. in Karlstein oder am Höllhammer bei Heimbuchenthal (betreut vom AK Natur e.V.).
Generell sind die Zahlen an allen Sammelstellen rückläufig. Die Ursachen für einen Populationsrückgang sind vielfältig: Klimawandel (trockene Sommer, austrocknende Laichgewässer), Pestizide in der Landwirtschaft, Pilzkrankheiten, Straßenverkehr, neue Fressfeinde wie der sich invasiv ausbreitende Waschbär. Beim Fasanerie-See in Aschaffenburg spielen sicher auch die nicht-heimischen Wasserschildkröten, die in großer Anzahl von Privatleuten illegal ausgesetzt wurden, eine Rolle: sie fressen Krötenlaich. Als positiver Punkt wird eine Verlagerung der Population, z.B. ins Röderbachtal, diskutiert. Hier wurden von der Stadt Aschaffenburg vor einigen Jahren neue Kleinstgewässer künstlich angelegt. Der Nachweis dieser These steht noch aus. Da Erdkröten als sehr laichplatztreu gelten, kann diese These auch nur für einen Teil der Population geltend gemacht werden.
Zwei weitere Filme, in denen Ehrenamtliche über die Abläufe am Krötenzaun erzählen, finden Sie in der Rubrik Videos.