Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Weichtiere

Bericht über den Fund eines Bierschnegels in Alzenau

Bierschnegel in Alzenau (N. Kalkbrenner)
Bierschnegel in Alzenau (N. Kalkbrenner)

Bierschnegel (Limacus flavus)

 

- vom Aussterben bedroht, Rote-Liste-Art

- Nacktschnecke aus der Familie der Schnegel

- wird 8-10 cm lang

- Grundfarbe gelb-orange mit Flecken, jung eher grünlich-dunkel

- lebt in feuchten Kellern und Gewölben, Gärten, Siedlungen

- nachtaktiv

- ernährt sich von Pflanzenabfällen und Pilzen

 

Da staunte Nicole Böhnlein aus Alzenau nicht schlecht, als sie kurz vor Leerung der Biotonne noch schnell Küchenabfälle entsorgen möchte und die Tonne öffnete: Am Deckel saß eine große Nacktschnecke mit einer ungewöhnlichen Musterung. „Ich ahnte gleich, dass die etwas Besonderes ist“, erinnert sich Frau Böhnlein. Als unerschrockene Naturfreundin nahm sie die Schnecke ab, setzte sie in einen alten Blumentopf und schickte Nico Kalkbrenner ein Foto. Kalkbrenner, LBV-Mitglied und besonders interessiert an Insekten und Weichtieren, war hellauf begeistert, denn auf den ersten Blick sah die Schnecke aus wie ein Bierschnegel. Aber ein Bierschnegel in Alzenau, kann das denn sein?

Bierschnegel, früher häufige Nacktschnecken in feuchten (Bier-)Kellern oder Gärten, sind vom Aussterben bedroht und stehen auf der Roten Liste. Die moderne Bauweise und die Verfolgung als vermeintlicher Gartenschädling hat die Art fast ausgerottet. Dabei ernähren sich Bierschnegel von Pflanzenabfällen und Pilzen und lassen das frische Grünzeug links liegen. Gelegentlich werden Exemplare entdeckt, wie z.B. 2019 in Steinau im Main-Kinzig-Kreis oder 2020 in Würzburg, und lösen in der Fachwelt immer große Freude ist. Denn ein Bierschnegel kommt selten allein, man trifft die Schnegel nur kaum an, da sie nachtaktiv sind.

Nico Kalkbrenner verschickte also Fotos des Fundtiers an Experten und bekam die Bestätigung: es ist ein Bierschnegel! Mittlerweile war die Biotonne abgeholt worden, so dass nicht mehr nachzuvollziehen war, ob noch weitere Exemplare in der Tonne waren – die ja ein wahres Schlaraffenland für den Schnegel gewesen sein musste. Auch ist unklar, ob es sich bei der Schnecke um einen „blinden Passagier“ handelte, der mit Gemüse oder Komposterde aus einer anderen Region eingereist war (wie das Chamäleon aus Miltenberg im Dezember 2022) oder ob es in Alzenau eine nennenswerte Bierschnegel-Population gibt, die bisher nicht entdeckt wurde.

 

Mithilfe erbeten

 

Daher bittet die LBV-Regionalgruppe Aschaffenburg-Miltenberg alle naturaffinen Menschen in der Region – ganz besonders in Alzenau - die Augen offen zu halten.

Nacktschnecke ist nicht gleich Nacktschnecke. Sollten Sie in Ihrem Garten eine große, gelb-orange Schnecke mit Musterung entdecken, dann denken Sie bitte daran, dass der Bierschnegel unter Naturschutz steht und Ihren Gartenpflanzen keinen Schaden zufügt.

Lassen Sie die Schere stecken (auch bei den anderen Arten) und zücken Sie das Handy.

Machen Sie bitte ein aussagekräftiges Foto und senden es mit Funddatum und Fundort an: aschaffenburg-miltenberg@lbv.de.

So bekommen wir Hinweise zu dieser selten gewordenen Schneckenart. Und was wurde nun aus dem Fundschnegel aus der Biotonne? Er durfte mit Blumentopf in ein geeignetes Revier umziehen und ward nicht mehr gesehen. Wir hoffen sehr, dass er Anschluss gefunden hat. (März 2023)