Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Biber

Biber in Bayern

400 Jahre lang war er aus unserer Heimat am Untermain verschwunden; nun ist er zurück: Meister Bockert – der Biber. Eine Erfolgsgeschichte in Sachen Wiederansiedlung, denn alleine in Bayern gibt es wieder etwa 22.000 Tiere in ca. 6.000 Revieren, ca. 70 Reviere davon befinden bei uns am Untermain. Mit dem Biber ist ein Wasserbaumeister zurückgekehrt. Wie keine zweite heimische Art gestaltet er mit Dämmen und durch Baumfällungen aktiv seinen Lebensraum und schafft so wertvolle Biotope. Davon profitieren zahlreiche Arten wie Amphibien, Libellen und Fische.

Durch einige Ansiedlungsprojekte, etwa im Sinntal, wurde der Biber auch am Untermain wieder heimisch - am Main, an der Aschaff, an der Kahl und an der Gersprenz fühlt er sich bereits sehr wohl.

Biberberatung und Umweltbildung

Die LBV-Aktiven Thomas Wolf, Michael Voit und Wolfgang Neuberger sind ehrenamtliche Biberberater im Landkreis Aschaffenburg bzw. Landkreis Miltenberg (Neuberger). Sie und viele weitere Biberberater und -beraterinnen in den Landkreisen in ganz Bayern kontrollieren die Biberbestände, kartieren neue Biberreviere und sind Ansprechpartner in Konfliktsituationen, wenn es beispielsweise durch Biberaktivitäten zu ungewollten Überschwemmungen kommt oder gefällte Bäume ein Verkehrsrisiko darstellen. Welche/r Biberberater/in für welches Gebiet zuständig ist, erfährt man bei den Landratsämtern.

Im Rahmen des LBV-Jahresprogramms bieten unsere drei LBV-Aktiven regelmäßig Exkursionen zum Thema Biber an.

Für Jung und Alt ist es gleichermaßen ein Erlebnis, die Spuren der Biber zu entdecken, und - mit etwas Glück - sogar einen schwimmenden Biber beobachten zu können. Und falls keiner zu sehen ist, dann hilft ein Biberpräparat und anderes Anschauungsmaterial aus, um die Lebensweise des Bibers begreifbar zu machen. 

(Foto: W. Neuberger)

Wasserliebende Vegetarier

Mit einem Gewicht von bis zu 30 kg und einer Kopf-Rumpf-Länge von maximal 100 cm ist der Biber das größte Nagetier Europas. Der Schwanz misst 30 bis 35 cm. Der Körper ist von plumper Gestalt. Besonders charakteristisch ist der dicke, abgeplattete, abgerundete Schwanz (Biberkelle). Der Körper ist von ausgesprochen dichtem Fell aus groben Grannen- und darunterliegenden kurzen Wollhaaren bedeckt. Zwischen den fünf Fingern der Hinterfüße sind Schwimmhäute ausgebildet, an den Vorderfüßen nicht. Die kurzen Ohren sind wie die Nase beim Tauchen verschließbar.

 Ideale Lebensräume für den Biber sind langsam fließende, gehölzumsäumte Bäche und Flüsse, größere Weiher, Altarme und Seen, die bei einer Wassertiefe von 1,5 bis 2 m im Winter nicht bis zum Grund gefrieren und im Sommer nicht austrocknen.

Fotos aus dem Oberen Kahlgrund: Biber fotografiert von Wildkamera, Biber am Werk, Biberburg und Biberdamm (Fotos: LBV AB-MIL)

Leben am und im Wasser

 Biber leben in kleinen Familienverbänden, die sich aus den beiden Elterntieren und den ein- und zweijährigen Jungtieren zusammensetzen. Die Nahrung des Bibers ist rein vegetarisch und besteht sowohl aus krautigen Pflanzen als auch aus Laub und Rinde von Gehölzen. Um an dünne Äste und Zweige in ausreichender Menge heranzukommen, fällen die Tiere bevorzugt Sträucher und junge Bäume, die möglichst nahe am Ufer stehen. Biber legen in der Uferböschung Wohnkessel an, die nur vom Wasser aus zugänglich sind. Um den Wasserspiegel des bewohnten Gewässerabschnitts auf die gewünschte Höhe anzuheben, errichten Biber Dämme aus Stämmen, Ästen, Zweigen und Schlamm. Dadurch ist der Biber in der Lage, seine Umwelt aktiv zu gestalten, und gilt daher als Landschaftsarchitekt.

Biber wurden gejagt - Fell, Fleisch und Bibergeil waren begehrt. Das Fleisch galt in der Fastenzeit als "Fisch", da der Biber im Wasser lebt und einen schuppigen Schwanz hat. Bibergeil, ein Sekret des Bibers, war als Arzneimittel beliebt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die Biber infolge der jahrhundertelangen Bejagung durch den Menschen in großen Teilen Europas ausgerottet. In Deutschland gab es nur noch ein Vorkommen an der Mittelelbe. Über eine Wiederansiedelung in den sechziger bis achtziger Jahren wurde der Biber wieder heimisch in Bayern. Der erste Biber wurde 1966 von Bund Naturschutz mit Genehmigung der Behörden ausgewildert.

Heute ist der Biber eine streng geschützte Tierart. Es ist verboten, ihn zu stören, zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Und es ist ebenfalls verboten, seine Bauwerke zu beschädigen oder zu zerstören (§44 Bundesnaturschutzgesetz).

Der Biber ist eine Schlüsselart. Damit ist eine Art gemeint, deren  Vorkommen einen wichtigen Einfluss auf die Artenvielfalt in einem Lebensraum hat. Mit seiner aktiven Landschaftsgestaltung schafft der Biber Feuchtbiotope und weitere Strukturen für andere Arten und hält durch den Dammbau das Wasser in der Fläche. Der Grundwasserspiegel steigt und die Abflussgeschwindigkeit in den Bächen verringert sich.

Achtung, Verwechslungsgefahr!

Der heimische Biber wird oft mit Nutria (linkes Foto) oder Bisamratte (rechts), zwei Einwanderern aus Amerika verwechselt.

Die Bisamratte ist mit 35 cm Körperlänge jedoch deutlich kleiner als ein Biber (1 m), hat einen ovalen Schwanz, mit dem sie beim Schwimmen steuert. Die Schwimmbewegungen wirken unruhig.

Das Nutria ist ca. 65 cm lang, hat ebenfalls einen runden Schwanz und nicht wie der Biber die typische flache Biberkelle. Die Tasthaare sind dick und weiß, das Fell eher struppig. Beim Schwimmen wird der Kopf nach oben geneigt, so dass die weißen Tasthaare gut sichtbar sind.

 

Fotos: Keine Biber, sondern Nutria (links) und Bisamratte (rechts), die ebenfalls an unseren Gewässern vorkommen. (Fotos: LBV AB-MIL)