Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Weichtiere

Sichtung von Bierschnegeln in Alzenau 2023

Bierschnegel in Alzenau (N. Kalkbrenner)
Bierschnegel in Alzenau (N. Kalkbrenner)

Bierschnegel (Limacus flavus)

 

- vom Aussterben bedroht, Rote-Liste-Art

- Nacktschnecke aus der Familie der Schnegel

- wird 8-10 cm lang

- Grundfarbe gelb-orange mit Flecken, jung eher grünlich-dunkel

- lebt in feuchten Kellern und Gewölben, Gärten, Siedlungen

- nachtaktiv

- ernährt sich von Pflanzenabfällen und Pilzen

 

- erster Nachweis seit Jahrzehnten in unserer Region im Januar 2023 in Alzenau

 

Fotos von anderen Nacktschneckenarten

Im Zuge unserer Suche nach dem Bierschnegel wurden Fotos von anderen Nacktschneckenarten eingesandt. Wir zeigen hier eine Auswahl, um die Bestimmung zu erleichtern.

Der Tigerschnegel (Limax maximus) kommt in verschiedenen Farben vor. Er ist als Nützling anzusehen, da ihm nachgesagt wird, Ei-Gelege von im Gemüsegarten unbeliebten Nacktschnecken zu fressen.

Der Gewächshausschnegel (Ambigolimax valentianus) ist hell-gelb und hat dunkle Streifen. Diese mediterrane Art wurde eingeschleppt und lebt in Gewächshäusern von frischen Pflanzenteilen. Bisher nur sporadisches Auftreten. 

 

Informationen zu Schnegeln finden sich bei "Die faszinierende Welt der Schnegel" im Internet. Das Buch "Die Weichtiere des Spessarts und des angrenzenden Mains" von Klaus Kittel beschreibt umfassend die in unserer Region vorkommenden Schnecken und Muscheln. Es wird vom Naturwissenschaftlichen Verein Aschaffenburg herausgegeben.

Die Fotos 1-3 zeigen Tigerschnegel (S. Schweizer, Alzenau-Wasserlos), Foto 4 einen Gewächshausschnegel (B.Behl, Blankenbach).

Update Mai 2023: Ein Schnegel kommt selten allein

Bierschnegelfund in einem Hinterhof in Alzenau (Nico Kalkbrenner)
Bierschnegelfund in einem Hinterhof in Alzenau (Nico Kalkbrenner)

Die Biotonne (siehe Bericht unten) steht in einem Hinterhof in Alzenau. In dem Hinterhof, der als Parkplatz genutzt wird, gibt es eine feuchte, moosige Ecke mit einem Gully. Und genau hier wurden weitere Bierschnegel gefunden. Diese ca. 15 Exemplare sind deutlich kleiner als der Bierschnegel aus der Biotonne (siehe Foto). In Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde wurden die Schnegel an Ort und Stelle gelassen und nicht umgesiedelt.

Die Anwohner*innen wurden sensibilisiert und wir beobachten die Lage.

Nach wie vor ist nicht klar, ob es sich um "importierte" Bierschnegel handelt (z.B. mit Gemüse) oder ob es eine heimische Population ist und es in Alzenau weitere Bierschnegel an anderen Orten gibt.

Daher nochmal unsere Bitte an Menschen aus Alzenau (besonders im Bereich Kumpfgartenstraße, Breite-Wiesen-Weg, Kleingartenanlage) eventuelle Funde von Bierschnegel bei uns zu melden, auf jeden Fall mit Foto.

 

Kontakt: aschaffenburg-miltenberg@lbv.de

Bericht über den Fund des ersten Bierschnegels in Alzenau (Januar 2023)

Da staunte Nicole Böhnlein aus Alzenau nicht schlecht, als sie kurz vor Leerung der Biotonne noch schnell Küchenabfälle entsorgen möchte und die Tonne öffnete: Am Deckel saß eine große Nacktschnecke mit einer ungewöhnlichen Musterung. „Ich ahnte gleich, dass die etwas Besonderes ist“, erinnert sich Frau Böhnlein. Als unerschrockene Naturfreundin nahm sie die Schnecke ab, setzte sie in einen alten Blumentopf und schickte Nico Kalkbrenner ein Foto. Kalkbrenner, LBV-Mitglied und besonders interessiert an Insekten und Weichtieren, war hellauf begeistert, denn auf den ersten Blick sah die Schnecke aus wie ein Bierschnegel. Aber ein Bierschnegel in Alzenau, kann das denn sein?

Bierschnegel, früher häufige Nacktschnecken in feuchten (Bier-)Kellern oder Gärten, sind vom Aussterben bedroht und stehen auf der Roten Liste. Die moderne Bauweise und die Verfolgung als vermeintlicher Gartenschädling hat die Art fast ausgerottet. Dabei ernähren sich Bierschnegel von Pflanzenabfällen und Pilzen und lassen das frische Grünzeug links liegen. Gelegentlich werden Exemplare entdeckt, wie z.B. 2019 in Steinau im Main-Kinzig-Kreis oder 2020 in Würzburg, und lösen in der Fachwelt immer große Freude ist. Denn ein Bierschnegel kommt selten allein, man trifft die Schnegel nur kaum an, da sie nachtaktiv sind.

Nico Kalkbrenner verschickte also Fotos des Fundtiers an Experten und bekam die Bestätigung: es ist ein Bierschnegel! Mittlerweile war die Biotonne abgeholt worden, so dass nicht mehr nachzuvollziehen war, ob noch weitere Exemplare in der Tonne waren – die ja ein wahres Schlaraffenland für den Schnegel gewesen sein musste. Auch ist unklar, ob es sich bei der Schnecke um einen „blinden Passagier“ handelte, der mit Gemüse oder Komposterde aus einer anderen Region eingereist war (wie das Chamäleon aus Miltenberg im Dezember 2022) oder ob es in Alzenau eine nennenswerte Bierschnegel-Population gibt, die bisher nicht entdeckt wurde.

 

Mithilfe erbeten

Daher bittet die LBV-Regionalgruppe Aschaffenburg-Miltenberg alle naturaffinen Menschen in der Region – ganz besonders in Alzenau - die Augen offen zu halten.

Nacktschnecke ist nicht gleich Nacktschnecke. Sollten Sie in Ihrem Garten eine große, gelb-orange Schnecke mit Musterung entdecken, dann denken Sie bitte daran, dass der Bierschnegel unter Naturschutz steht und Ihren Gartenpflanzen keinen Schaden zufügt.

Lassen Sie die Schere stecken (auch bei den anderen Arten) und zücken Sie das Handy.

Machen Sie bitte ein aussagekräftiges Foto und senden es mit Funddatum und Fundort an: aschaffenburg-miltenberg@lbv.de.

So bekommen wir Hinweise zu dieser selten gewordenen Schneckenart. Und was wurde nun aus dem Fundschnegel aus der Biotonne? Er durfte mit Blumentopf in ein geeignetes Revier umziehen und ward nicht mehr gesehen. Wir hoffen sehr, dass er Anschluss gefunden hat. (März 2023)

Zu Besuch bei den Bierschnegeln in Coburg

Bierschnegel und Eigelege in Coburg (Nico Kalkbrenner)
Bierschnegel und Eigelege in Coburg (Nico Kalkbrenner)

Durch den Zufallsfund eines Bierschnegels in einer Alzenauer Mülltonne wurde das Interesse an dieser Tierart bei der LBV-Regionalgruppe Aschaffenburg-Miltenberg geweckt. Es wurde ein Aufruf in der lokalen Presse gestartet (z.B. Unser Echo, 8.3.23) und Gärtner und Gärtnerinnen in der Region für diese Schneckenart sensibilisiert. Auch wurde gebeten, Funde von Bierschnegeln bei uns zu melden. Es ging eine Vielzahl an interessanten Fotos ein, für die wir uns an dieser Stelle bedanken möchten – auch wenn bisher kein Bierschnegel dabei war.

Um mehr über den Bierschnegel zu erfahren, fuhren Ellen und Richard Kalkbrenner, Vorsitzende der Regionalgruppe, und Nico Kalkbrenner zur LBV-Kreisgruppe Coburg. Denn im Coburger Land gibt es ein spannendes Auswilderungsprojekt für diese bedrohte Schneckenart. Hier wurden Ende Mai 2020 ca. 200 Bierschnegel in aufgelassene Bierkeller umgesiedelt. Die hierfür erforderliche Genehmigung der Höheren Naturschutzbehörde war mit der Auflage verbunden, die Bestandsentwicklung der Population zu dokumentieren. In den von der LBV-Kreisgruppe Coburg betreuten Bierkellern waren beim Besuch im Schein der Taschenlampen neben diversen Fledermausarten tatsächlich Bierschnegel und sogar Eigelege zu entdecken – ein toller Erfolg für den Naturschutz.

 

Mehr Informationen zu den Coburger Bierschnegeln gibt es beim LBV Coburg.