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Einige engagierte LBV-Aktive haben sich zusammengetan, um den neuen LBV-Arbeitskreis „Wald“ zu gründen.
Mit dem Spessart vor der Haustüre und einem möglichen Biosphären-reservat in Aussicht sind ab 2023 Veranstaltungen geplant, die über den Wald, seine Besonderheiten und seine Gefährdung im Allgemeinen sowie den Spessart und die Chancen eines Biosphärengebiets im Besonderen informieren wollen.
Auch Interviews und Kurzfilme sollen einen Einblick in die spannenden Themenfelder geben wie „Wald im Klimawandel“, „Lebensraum Totholz“ und „Wie könnte ein Wald der Zukunft aussehen?“.
Das Interesse war groß: Gut 100 aufmerksame Zuhörer und Zuhörerinnen verfolgten am Donnerstag, den 2. März 2023, Vortrag und Diskussion zum Biosphärenreservat Spessart. Zu Beginn der Veranstaltung informierte Hartwig Brönner, Spessartkenner und 2. LBV-Vorsitzender, sachlich und fundiert über den Spessart als Schatzkammer der Artenvielfalt und darüber, wie außer Naturschutz auch naturnaher Tourismus und nachhaltige Forstwirtschaft von einem Biosphärenreservat profitieren würden.
Die nachfolgende Podiumsdiskussion wurde von Marc Sitkewitz (LBV) moderiert. Hier beantworteten die eingeladenen Experten - Dr. Norbert Schäffer (LBV-Vorsitzender), Dr. Steffen Scharrer (BN Miltenberg) und Dr. Bernd Kempf (Freunde des Spessarts) - Fragen aus dem Publikum und gaben ihr persönliches Statement für ein Biosphärenreservat ab. Alles in allem eine runde Veranstaltung, die gute Argumente für ein Biosphärenreservat im Spessart lieferte.
Matthias Schwind vom Main-Echo berichtete über diese Veranstaltung.
Mit dem Vortrag „Der Wald und seine Bedeutung für Mensch und Gesellschaft“ startete in der Volkshochschule Aschaffenburg die Waldveranstaltungsreihe des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV). Simon Tangerding, Forstwirt und Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, stellte die Bedeutung des Waldes sowohl für den Menschen als auch für die gesamte Gesellschaft vor. Der Auftakt zur LBV-Waldreihe am 13. Februar war sehr gut besucht und entfachte im Anschluss eine anregende Diskussion mit dem Publikum.
Wälder sind eine der prägendsten Wurzeln der menschlichen Kultur und bestimmen unser Leben und Arbeiten schon länger und tiefgehender als die meisten von uns denken. Schon im 18. Jahrhundert war der Wald durch Dörfer, Wiesen, Äcker sowie Städte bereits reduziert, aber noch immer ein zusammenhängendes vernetztes Gebiet, wie sich auf alten Gemälden gut erkennen lässt. Vor allem die Stadtbevölkerung begann schon vor der industriellen Revolution den Wald als Ort der Ruhe, Erholung und Verbundenheit zu etwas Größerem zu verklären. Diese Epoche der Romantik formt nach wie vor unsere Beziehung zum Wald. Doch einhergehend mit der Industrialisierung war um 1850 weithin sehr viel Wald gefällt. Die sich rasch entwickelten Städte brauchten Platz, Nahrungsmittel und sehr viel Holz. Gleichzeitig veränderte sich die Einstellung der Menschen. Es kam zu einer Aufteilung und Spezialisierung. Wiesen, Äcker und Holzproduktionsflächen galt es jeweils optimal zu nutzen. Der Blick auf das Ganze ging verloren. Stattdessen formten Begriffe wie Schädlinge und Nützlinge die neue Sicht auf die Natur.
Nach diesem geschichtlichen Rückblick ging Simon Tangerding auf die aktuelle Bedeutung der Wälder ein. So haben während der Pandemie viele den Wald für sich neu entdeckt. Manche Wälder verzeichnen einen bis zu 15-fach höheren Besucherstrom seit Corona. Viele Menschen schätzen den Wald als Ort der Erholung. Oft sind es die Sehnsucht nach spirituellen Erfahrungen oder ersehnte Pausen vom Alltags- und Konsumleben, die die Menschen in den Wald führen.
Der Wald ist heute u.a. durch den Klimawandel beeinträchtigt, dessen Auswirkungen dort bereits stärker sichtbar sind als erwartet. Sein Erhalt ist wegen seiner Bedeutung für Biodiversität, Klima (CO2-Speicher), Wasser, Erholung und Holzproduktion fundamental wichtig. Die Zukunft des Waldes muss neu erdacht und gestaltet werden. Dazu sollte man alle Beteiligten mit ins Boot holen, deren Wünsche und Bedürfnisse jeweils ermitteln und im Anschluss mit Experten die Umsetzbarkeit diskutieren. Am Ende werden es kleinteilige Lösungen in verschiedensten, vielleicht aber auch in den gleichen Arealen sein, die alle Bedürfnisse und Aspekte bedienen.
Der Referent führt aus, dass der Schlüssel zum Erhalt des Waldes eine naturnahe Waldbewirtschaftung ist, die dessen Resilienz fördert und wieder Raum für das komplexe Ökosystem ermöglicht. Der Spessart ist mit seiner Artenvielfalt einzigartig, wird sich aber auch mit dem Klima verändern. Man geht davon aus, dass das Klima in naher Zukunft ähnlich wie in Grenoble sein wird. Welche Baumarten heimisch werden, ist noch ungewiss und wird für die nächsten Jahre auf Versuchsfeldern untersucht. Trotz Veränderung und Klimakrise, ist der Spessart ein Wald für uns alle und so sollten wir ihn auch behandeln.