Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Wissen über Schmetterlinge

zusammengestellt vom Arbeitskreis Schmetterlinge

In loser Folge wird der Arbeitskreis Schmetterlinge auf dieser Seite Geschichten und Informationen zu heimischen Tag- und Nachtfaltern anbieten.

Denn: man kann nur schützen, was man gut kennt. Der AK möchte mit diesen Informationen einen kleinen Beitrag zum Schutz und Erhalt der flatterigen Schönheiten leisten.

Auf dieser Seite wird in Artenporträts über den Lebenszyklus von Ei über Raupe, Puppe und Imago sowie über die sehr unterschiedlichen Futterpflanzen und Ansprüche an den Lebensraum,  aber auch über die Unterschiede zwischen Tag- und Nachtfaltern berichtet. Die Aktivitäten des AK Schmetterlinge (Kartierungen, Exkursionen...) werden auf der Hauptseite des AKs vorgestellt.

Viel Freude beim Eintauchen in das Universum der Schmetterlinge!

Ein ganzes Jahr voller Schmetterlinge

Schmetterlinge im Winter

Draußen liegt der erste Schnee und das Thermometer zeigt Minusgrade. Die Natur legt eine Pause ein. Wir schauen uns gemütlich auf dem Sofa Fotos vom Sommer an. Was gab es da alles an schönen Schmetterlingen zu sehen…Schnell stellt sich die Frage: Wie kommt ein so filigranes Lebewesen nur durch den Winter?

Die eine Antwort dazu gibt es nicht. Die Natur hat sich ganz verschiedene Möglichkeiten ausgedacht. Schmetterlinge überwintern je nach Art in ganz verschiedenen Lebensstadien, als Ei, Raupe, Puppe oder Falter.

Ei der Weißdorneule (B. Bergmann)
Ei der Weißdorneule (B. Bergmann)

Überwinterung als Ei

Schmetterlingseier sind winzig, aber mit etwas Geduld und wenn man weiß, auf welcher Pflanze man suchen muss, sind sie zu finden. Dafür bietet sich z.B. die Schlehe an. In den Astgabeln frei anfliegbarer Schlehenbüsche kann man in Augenhöhe nach ihnen suchen. Mit Glück und Ausdauer findet man dann das Ei des Nierenfleck-Zipfelfalters oder des Schlehenbürstenspanners.

Überwinterung als Raupe oder Puppe

Der überwiegende Teil der Schmetterlinge überwintert als Raupe oder Puppe.

Raupen von Augenfaltern, wie dem Großen Ochsenauge überwintern z. B. in der Streuschicht am Boden, andere Arten in den oberen Bodenschichten. Weitere Arten bauen sich kunstvolle Gebilde aus zusammengesponnenen Blättern, sogenannten Hibernarien, wie der Kleine Eisvogel und der Große Eisvogel (siehe Artikel unten).

Auch das Überwintern ungeschützt an Zweigen ist häufig. Spezialisten, wie verschiedene Ameisenbläulinge, verbringen den kalten Winter als Raupe in den Nestern ihrer Wirtsameisen im Boden.

Schmetterlinge, welche als Puppe überwintern sind z. B. Segelfalter, Schwalbenschwanz oder Großer und Kleiner Kohlweißling. Schmetterlingspuppen kann man im Winter am Boden frei liegend, bodennah an Blätter, Pflanzenstengeln oder Steinen angesponnen oder auch angesponnen an Hauswänden finden. Bevor man im Garten im Frühjahr alte Pflanzenstängel wegräumt, lohnt sich eine kleine Suche und wenn man fündig wird, sollten die Pflanzen aus dem Vorjahr noch eine Weile stehenbleiben.

Die  folgenden Fotos zeigen v.l.n.r.:  Raupe - Glasglucke, Raupe - Großer Schillerfalter, Raupe - Großer Schneckenfalter, Puppe - Großer Kohlweißling

(Foto 1 & 2: Bernd Bergmann, Foto 3 & 4: Mareike Bodsch)

Überwinterung als Falter

Nur wenige Schmetterlinge hingegen überwintern als Falter. Der Zitronenfalter ist eine der wenigen Arten. Er nutzt dafür sein körpereigenes Frostschutzmittel (Glyzerin). Das Tagpfauenauge sucht sich einen geschützten Platz auf einem Dachboden oder in einer Scheune. Der C-Falter überwintert unter Baumrinde. Die in Insektenhotels oft angebotenen Elemente mit Schlitzen zur Überwinterung von Schmetterlingen sind überflüssig; sie werden von keiner Art angenommen.

 

Winteraktive Nachtfalter

Wenn man im Winter Schmetterlinge sieht, können es auch winteraktive Nachfalter sein.  Der Kleine und der Große Frostspanner nutzen die Zeit der Winterruhe ihrer Fressfeinde, wie z.B. den Fledermäusen, um sich fortzupflanzen. Einige Nachtfalter aus der Familie der Eulenfalter tragen bereits in ihrem Namen einen Hinweis auf die winterlichen Flugzeiten. Sie werden Wintereulen genannt, wie z.B. die Satellit-Wintereule, die Heidelbeer-Wintereule oder die Schwarzgefleckte Wintereule. Die Arten fliegen häufig bereits in den letzten kalten Herbsttagen bis in den November, legen dann eine kurze Winterpause ein und sind jedoch an warmen Wintertagen zu finden. Da sie gern an sich zersetzendem Obst saugen, kann man sie gut mit einem aufgekochten Gemisch aus Honig, Zucker und Rotwein anlocken, welches man auf eine alte Baumrinde streicht. 

Die folgenden Fotos zeigen v.l.n.r.: Zitronenfalter (K. Becker), Satellit-Wintereule (M. Bodsch) & Schwarzgefleckte Wintereule (B. Bergmann)

Distelfalter (Katharina Becker)
Distelfalter (Katharina Becker)

Überwintern in wärmeren Länder

Eine letzte Variante, wie Schmetterlinge über den kalten Winter kommen, ist der Flug in wärmere Länder. Es gibt nicht nur den Vogelzug, auch viele Insekten und so auch Schmetterlinge, die südwärts wandern, wenn es zu kalt wird, so z.B. Taubenschwänzchen, Admiral und Distelfalter. Die meisten Distelfalter überwintern in Afrika, legen dann weite Strecken ans Mittelmeer zurück, wo sich eine neue Generation bildet. Diese fliegt dann weiter bis zu uns nach Mitteleuropa, wo wir sie im Sommer bewundern können. Eine weitere Generation kann Skandinavien erreichen.

Die Klimaerwärmung ist auch an den wandernden Schmetterlingsarten zu beobachten. Immer häufiger überwintern Arten wie z.B. das Taubenschwänzchen auch bei uns.

Die Natur zeigt ihren Ideenreichtum und ihre Vielfalt bei der Strategien zur Überwinterung unserer zarten Sommerfreunde, den Schmetterlingen. Es lohnt sich auch im Winter die Augen nach ihnen offen zu halten! (mb, 01/25)

Eisvogelsuche im Winter

Artporträt: Kleiner Eisvogel (Limenitis camilla)

Kleiner Eisvogel (Bernd Bergmann)
Kleiner Eisvogel (Bernd Bergmann)

Lebensraum: frische, halbschattige Stellen in Misch- und Laubwald,

Falter saugen an Kot, Aas und feuchter Erde

Futterpflanze Raupe: Rote Heckenkirsche, Gewöhnliche Schneebeere, Geißblatt

Überwinterung: als Raupe

Verbreitung: auf der Vorwarnliste zur Roten Liste

Vorkommen in unserer Region: ja

Eisvogelsuche im Winter

Hibernaculum des Kl. Eisvogels (B. Bergmann)
Hibernaculum des Kl. Eisvogels (B. Bergmann)

Schmetterlinge im Winter finden? Zugegeben, das ist nicht einfach, aber wenn man weiß, wo und was man suchen muss, wird es spannend. 

Haben Sie schon einmal den Begriff Hibernaculum gehört? Das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "Winterzelt oder -quartier". Ein Hibernaculum (oder Hibernarium) bezeichnet das Winterquartier von Schmetterlingen. Das sind z.B. Gespinste in gerollten Blättern oder anderen Pflanzenteilen, in denen die Raupe des Falters überwintert.

 

Lebenszyklus

Der Kleine Eisvogel hat seinen Lebensraum in halbschattigen und feuchten Waldbereichen. Von Juni bis August ist er in gehölzbewachsenen Hohlwegen unterwegs, wo er gerne an feuchter Erde, Exkrementen, Dost, Liguster oder Disteln saugt.

Im Juni/Juli legt das Schmetterlingsweibchen ihre Eier auf der Oberseite von Blättern der Roten Heckenkirsche u.a. ab. Aus den Eiern schlüpfen nach einer Woche kleine grüne Raupen mit braunem Kopf und zwei Reihen brauner Rückendornen. Beim Fressen lassen die Raupen die Mittelrippe der Blätter stehen und verlängern diese durch zusammengesponnene Kotpartikel. Anhand dieser für Eisvogelarten typischen "Kotrippen" ist die Art gut auf der Futterpflanze nachzuweisen. Durch fleißiges Fressen wachsen die Raupen auf knapp 3 cm heran und überwintern nach der 2. Häutung im Hibernaculum. Ab dem Frühjahr wird weiter fleißig gefressen, bis sich die Raupe im Mai verpuppt. Die Puppen hängen an der Futterpflanze, bis nach ca. 14 Tagen die Falter schlüpfen.

 

Entschleunigung pur

Also nichts wie raus in die Natur bei schönem Winterwetter. Mit Lupe und Geduld lohnt eine Suche nach zusammengerollten, vertrockneten Blättern an der Roten Heckenkirsche, der Futterpflanze der Raupen. Durch die Hibernacula der Raupen kann der Nachweis der Art für ein Gebiet auch im Winter erfolgen. Und: die Suche entschleunigt enorm. Fundmeldungen (Ort, Foto, Datum) nimmt der AK Schmetterlinge unter aschaffenburg-miltenberg@lbv.de gerne entgegen. (mb, 01/2024)

 

Literatur

Schmetterlinge - Die Tagfalter Deutschlands; Settele, Steiner, Reinhardt u. Feldmann, 3. Auflage

Raupen und Schmetterlinge Europas und ihre Futterpflanzen; Carter, Hargreaves, 1987

Die Tagfaltern Deutschlands und Österreichs; Stettmer, Bräu, Gros, Wanninger, Bayer. Akademie für Naturschutz u. Landschaftspflege, 2022